AMSTERDAM (awp international) - Der Medizintechnikkonzern Philips hat sich mit der US-Justiz auf einen milliardenschweren Vergleich im Zusammenhang mit fehlerhaften Beatmungsgeräten für die Schlaftherapie geeinigt. Damit sollen eine anhängige Sammelklage sowie Einzelklagen von Geschädigten beigelegt werden, teilte das niederländische Unternehmen am Montag in Amsterdam mit. Bei den Aktionären machte sich Erleichterung breit.
Insgesamt zahle Philips 1,1 Milliarden US-Dollar (gut 1 Mrd Euro), hiess es. Ein Schuldeingeständnis sei damit nicht verbunden. Die Zahlung wird für 2025 erwartet, für das erste Quartal des laufenden Jahres verbuchte der Konkurrent von Siemens Healthineers eine Rückstellung von 982 Millionen Euro. Dies belastete den Gewinn. Abseits dessen verzeichnete Philips operativ einen soliden Jahresstart.
Die seit Jahren gebeutelte Aktie reagierte in Amsterdam am Montag mit einem Kurssprung um mehr als 40 Prozent. Damit waren die Papiere des Medizintechnik-Unternehmens mit einem Schlag wieder so viel wert, wie zuletzt vor zwei Jahren. Zuletzt kosteten sie fast 28 Euro. Im laufenden Jahr hat das Papier damit gut ein Drittel an Wert gewonnen. Die Dreijahresbilanz ist mit einem Minus von gut 40 Prozent aber weiterhin negativ.
Durch die Einigung gerieten die Zahlen der Niederländer für das erste Quartal in den Hintergrund. Analyst David Adlington von der Bank JPMorgan schrieb, die Meldung beseitige eine bedeutende Belastung für die Aktien. Am Markt sei im Falle einer Einigung mit US-Behörden wohl eher mit Kosten von 2 bis 3 Milliarden Dollar gerechnet worden.
Analyst Richard Felton von Goldman Sachs sieht die Beilegung der Rechtssache als bedeutenden Meilenstein auf dem Weg, die Transparenz zu verbessern - die künftige Entwicklung von Philips also wieder besser vorhersagen zu können. Fortan dürften bei Philips die Fundamentaldaten wieder stärker in den Fokus rücken, so der Experte. Mit Blick auf die Zahlen für das erste Quartal sprach er zudem von einem soliden Jahresstart.
Philips hatte im Juni 2021 weltweit Millionen Beatmungsgeräte zurückrufen müssen. In den betroffenen Geräten wurde ein Dämmstoff verarbeitet, von dem sich Partikel lösten. Der darin verwendete Schaumstoff steht im Verdacht, im Laufe der Zeit giftig zu werden. Der Rückruf kostete Philips bislang 2,8 Milliarden Euro für die Beseitigung der Mängel sowie Rechtskosten. Darin sind Abschreibungen auf die betroffene US-Tochter nicht enthalten. In den USA war der Verkauf der Geräte im Januar dieses Jahres gestoppt worden.
Wie Philips am Montag weiter mitteilte, einigte sich der Konzern zudem mit seinen Versicherungen über die Zahlung von 540 Millionen Euro, um Kosten für die im Zusammenhang mit dem Rückruf bestehenden Haftungsansprüche zu decken. Philips werde dieses Geld im laufenden Jahr erhalten, hiess es.
Die Rückstellung sorgte für einen steigenden Verlust des Medizintechnikherstellers im ersten Quartal. Unter dem Strich stand ein Fehlbetrag von 998 Millionen Euro - nach einem Minus von 665 Millionen ein Jahr zuvor.
Die operativen Kennziffern fielen hingegen weitgehend im Rahmen der Erwartungen aus. So sank der Umsatz um ein Prozent auf 4,1 Milliarden Euro. Auf vergleichbarer Basis, also bereinigt unter anderem um Währungseffekte, nahm er um zwei Prozent zu.
Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen auf immaterielle Vermögenswerte (Ebita) stieg von 359 Millionen Euro im Vorjahr auf 388 Millionen Euro. Die Prognose für das laufende Jahr wurde bestätigt./nas/mne/mis/jha/