Zürich (awp) - An der Schweizer Aktienbörse geht es am Donnerstagvormittag bergab. Grund dafür sind Unternehmensergebnisse und Gewinnmitnahmen. Händler verweisen darauf, dass der Markt zuletzt sehr gut gelaufen sei und die Firmenergebnisse die Anleger schon positiv überraschen müssten, damit es weiter nach oben gehe. "Liegen die Zahlen nur leicht darunter, ziehen die Investoren den Stecker", sagt ein Händler mit Blick auf die vielen Unternehmensergebnisse. Dies zeige die Kursreaktion der beiden SMI-Werte ABB und Novartis eindrücklich.
Dazu komme, dass auch an der US-Technologiebörse Nasdaq Gewinne eingestrichen würden. Dort schichteten die Investoren den Erlös aus den heissgelaufenen Technologiewerten in die Standardwerte um. Zudem stimme der US-Wahlkampf, ein möglicher Handelskonflikt mit China und die Ungewissheit über die französische Regierung die Anleger auch nicht unbedingt "bullish", meint ein Händler. Am Nachmittag (14.15 Uhr) veröffentlicht die Europäische Zentralbank ausserdem ihre Zinsentscheidung. Eine Senkung der Leitzinsen wird allerdings nicht erwartet. "Aber Aussagen zum weiteren Vorgehen wären gut", meint ein Händler.
Der Leitindex SMI notiert um 11.10 Uhr um 0,45 Prozent tiefer auf 12'278,50 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, fällt um 0,22 Prozent auf 1980,30 und der breite SPI um 0,30 Prozent auf 16'305,77 Zähler. Im SLI legen 19 Aktien zu und elf geben nach.
Im Fokus steht Novartis (-2,0%). Der Pharmariese hat die Jahresprognose erneut erhöht. Die Wandlung in ein fokussiertes Pharmaunternehmen zahlt sich zunehmend aus. Dies sei auch im Kurs eingepreist. Daher nähmen die Anleger nach dem starken Jahresverlauf Gewinne mit, heisst es am Markt. Der Kurs ist 2024 um 17 Prozent (Stand am Mittwochabend) gestiegen.
Stark unter Druck stehen die Aktien von ABB (-5,7%) und von VAT (-4,5%). Die Zahlen seien schon nicht so gut gewesen. Aber auch hier seien es vor allem von Gewinnmitnahmen, sagen Händler. Denn ABB hat 2024 bislang rund zwei Fünftel und VAT knapp ein Fünftel gewonnen und beide Aktien notieren nahe den Höchstkursen. Daher seien die Ergebnisse nur für einen Teil des Kursrückgangs verantwortlich. "Viel stärker wiegen die Gewinnmitnahmen an der US-Technologiebörse", sagt ein Händler.
Auf der anderen Seite legen Roche GS (+0,6%) weiter zu. Am Mittwoch waren die Genussscheine um fast 6 Prozent in die Höhe geschossen, nachdem der Pharmariese einen Phase-1-Studienerfolg mit einem Mittel gegen Fettleibigkeit bekannt gegeben hatte. "Phase-1 und eine solche Reaktion! Das zeigt, wie gross der Hype um die Fettwegmittel inzwischen ist", sagt ein Händler. Zudem hatte Roche noch über gute Ergebnisse mit dem Augenmittel Vabysmo zur Behandlung von langfristigem, diabetischem Makulaödem (DME) berichtet. "Wer weiss, eventuell wäre der Zeitpunkt für Gewinnmitnahmen günstig", so der Händler. Denn Roche müsste kommende Woche mit der Halbjahresbilanz schon ausserordentlich positive News veröffentlichen, damit die Erholung weitergehe.
Vom positiven Newsflow profitierten auch Auftragsfertiger wie Lonza (+2,5%), deren Aktien trotz starkem Anstieg noch immer gekauft würden, sagt der Händler.
Auf Erholungskurs sind die Aktien von Swatch (+2,0%). Händler verweisen auf den massiven Kurseinbruch nach den Halbjahreszahlen am Montag. Die Anteile von Richemont gewinnen 0,4 Prozent.
Gesucht sind auch Julius Bär (+1,3%), Straumann (+1,1%) und Zurich (+0,8%). Sie erhalten Rückenwind von Morgan Stanley, der das Rating auf "Equal Weight" von "Underweight" erhöht hat.
Im breiten Markt fallen Medmix (-6,0%) und Rieter (-6,2%) nach Zahlen negativ und SFS (+3,8%) und Georg Fischer (+5,6%) positiv auf. Sulzer (+2,9% auf 135,80 Fr.) hat die Guidance erhöht. Der Kurs steigt auf 139 Franken - ein Rekordhoch. SoftwareOne (+2,6%) werden wegen eines Presseberichts über eine Kaufofferte gesucht.
pre/tv