GENF (awp international) - Der Chiphersteller STMicroelectronics hat erneut seine Prognose gesenkt. Der Infineon -Konkurrent kämpft mit einer Nachfrageschwäche in seinen wichtigsten Bereichen. So hätten sich die Aufträge nach Chips für Industrieanwendungen entgegen den Erwartungen nicht erholt, teilte das Unternehmen am Donnerstag in Genf mit. Aus der Automobilindustrie gehe die Nachfrage zurück. Es ist die zweite Prognosesenkung in diesem Jahr. Der Chip-Markt bleibt damit abseits des Hypes um Halbleiter für die künstliche Intelligenz (KI) angespannt.
Die Aktie von STMicro brach am Vormittag um fast 12 Prozent ein. Experte Janardan Menon vom Investmenthaus Jefferies sprach von einer weiteren "grossen Senkung" der Prognose. Dabei käme die Kürzung aber nicht gänzlich unerwartet. Das dritte Quartal - für das STMicro eine maue Prognose gegeben hat - könne den Tiefpunkt des laufenden Zyklus markieren, schätzt er. Eine Erholung in das erste Halbjahr 2025 hinein dürfte ihm zufolge jedoch gedämpft ausfallen.
Die schlechten Neuigkeiten zogen auch den Infineon-Aktienkurs runter - zwischenzeitlich um mehr als 7 Prozent-, bis sie den Abwärtsstrudel etwas abbremsen konnten. Der Dax-Konzern legt seine Zahlen im August vor. Auch Infineon ist stark im Geschäft mit der Autoindustrie sowie mit Industrieanwendungen vertreten. Der Konzern musste für sein Geschäftsjahr 2023/24 (per Ende September) ebenfalls schon zwei Mal zurückrudern, da das zuvor robuste Wachstum mit Chips für die Automobilindustrie wegen einer Delle in der Elektromobilität in den westlichen Märkten spürbar nachgelassen hat.
STMicro rechnet nun mit einem Jahresumsatz von 13,2 bis 13,7 Milliarden US-Dollar und einer Bruttomarge von rund 40 Prozent. Zuletzt hatte das Unternehmen Erlöse von 14 bis 15 Milliarden Dollar und eine Bruttomarge im niedrigen 40-Prozent-Bereich in Aussicht gestellt. Der neue Ausblick liegt unter den Erwartungen der Analysten. STMicro hatte bereits zum ersten Quartal seine Prognose gesenkt, insbesondere wegen der Schwäche in der Automobilindustrie.
Im zweiten Quartal fielen die Zahlen in etwa im Rahmen der Unternehmenserwartungen aus. Der Umsatz ging im Vergleich zum Vorjahr um ein Viertel auf 3,23 Milliarden Dollar zurück. Im Vergleich zum Vorquartal verschlechterte er sich um 6,7 Prozent.
Die Bruttomarge sank im Vergleich zum Vorquartal um 1,6 Prozentpunkte auf 40,1 Prozent. Unter dem Strich verdiente STMicro mit 353 Millionen Dollar mehr als 30 Prozent weniger im Vergleich zum Vorquartal und sogar knapp 65 Prozent weniger als ein Jahr zuvor.
Für das dritte Quartal stellt der Chiphersteller wegen der anhaltenden Nachfrageschwäche einen Umsatz von 3,25 Milliarden Dollar und eine Bruttomarge von 38 Prozent in Aussicht. Dabei würden nicht ausgelastete Kapazitäten die Marge mit 3,5 Prozentpunkten belasten./nas/mis/jha/