PARIS (awp international) - Der französische Luxuskonzern Hermes ist im zweiten Quartal seiner schwächelnden Konkurrenz deutlich davongeeilt. Dank seiner Ausrichtung auf die wohlhabendsten Kunden überstand Hermes die Abkühlung der Luxusgüternachfrage besser als seine Wettbewerber. In Japan nutzten Reisende aus China und anderen Ländern den schwachen Yen aus, um Luxus-Handtaschen zu kaufen. Die Anleger belohnten die starken Zahlen mit einem Kursplus.
Die Schweizer Grossbank UBS senkte nach den Zahlen zwar das Kursziel für Hermes von 2626 auf 2510 Euro, doch beliess sie die Einstufung auf "Buy". Das solide erste Halbjahr sorge für Erleichterung, schrieb Analystin Zuzanna Pusz nach dem turbulenten Start der Berichtssaison in der Luxusgüterbrache. Dies gelte gerade für die R.M.S.-Kollektion der Franzosen.
Die Aktie von Hermes verteuerte sich am Freitag zuletzt um rund 3,4 Prozent auf 2076 Euro. Der Hersteller von Kelly- und Birkin-Handtaschen überraschte im ersten Halbjahr mit einem Umsatzplus von rund 15 Prozent auf 7,5 Milliarden Euro, wie er am Donnerstagabend in Paris mitteilte. Analysten hatten mit weniger gerechnet. Der operative Gewinn kletterte in dem Zeitraum um knapp sieben Prozent auf 3,15 Milliarden Euro und lag damit etwas unter den Erwartungen.
Dank seiner Ausrichtung auf die wohlhabendsten Kunden überstand Hermes die Abkühlung der Luxusgüternachfrage besser als seine Wettbewerber. Die Geschäftsergebnisse des Konzerns sind in der Regel stabiler als die anderer Luxusunternehmen, da Hermes eine starke Preissetzungsmacht und lange Wartelisten für seine begehrtesten Produkte geniesst. Dazu gehören zum Beispiel die Kelly- und Birkin-Handtaschen, deren Preise bei etwa 10.000 US-Dollar beginnen.
Alle Regionen mit Ausnahme der China umfassenden Region wuchsen zweistellig. Hermes betonte, dass auch in China viele Reiche die Wirtschaftsflaute zu spüren bekämen. Insgesamt deuten die Geschäftsergebnisse dieser Woche im Luxusgütersektor darauf hin, dass wohlhabende Verbraucher ihre Ausgaben in weiten Teilen der Welt zurückhalten. Eine Ausnahme ist Japan, wo Reisende aus China und anderen Ländern den schwachen Yen ausnutzen. Obwohl Japan im abgelaufenen Quartal für Hermes gut abschnitt, führt der Konzern dies hauptsächlich auf einheimische Kunden zurück.
Die Zahlen von Hermes folgen auf enttäuschende Ergebnisse von LVMH , dem Eigentümer von Christian Dior und Tiffany & Co. sowie von Kering , das bei seiner grössten Marke Gucci einen schwierigen Umbruch durchläuft.
Neben Hermes sorgte auch der Augenoptiker EssilorLuxottica mit seinem Quartalsbericht zum Wochenausklang für einen Hoffnungsschimmer im Luxusgütersektor. Zudem freute die Anleger, dass der Facebook-Konzern Meta beim weltgrössten Brillen-Anbieter einsteigen will./lfi/mne/jha/