Zürich (awp) - Nachfolgend eine Auswahl von Artikeln zu wirtschaftsrelevanten Themen aus der Presse vom Wochenende. Die Schlagzeilen in nicht verifizierten Meldungen:
FINMA/CREDIT SUISSE/UBS: UBS-Präsident Colm Kelleher kritisiert die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) im Zusammenhang mit dem Zusammenbruch der Credit Suisse. Die Finma habe Briefe an den CS-Verwaltungsrat geschrieben, sagte der UBS-VRP in einem Interview mit dem "SonntagsBlick". Es sei unfassbar, dass die CS diese Briefe erhalten und "nichts oder zu wenig" unternommen habe. "Die besten Regulierer der Welt setzen schon viel früher an, lange bevor Regeln verletzt werden", sagte Kelleher. Die UBS sei keine Gefahr für die Schweiz. Sie könne garantieren, dass "wir das Kapital und die Liquidität haben, um solche Unfälle zu überleben, ohne den Steuerzahler zu belasten", sagte der VRP. Zudem verteidigte Kelleher die "vielleicht zu Unrecht" hohen Löhne im Bankwesen. "Wenn man nicht zahlt, bekommt man nicht die Leute, die man braucht", sagte er. Sergio Ermotti hätte nicht UBS-Chef werden müssen, sagte er. Er habe unterschätzt, welche Reaktion die Vergütung des UBS-Chefs auslösen würde. Absolut gesehen verstehe er die Kritik. "Relativ gesehen, haben wir Sergio Ermotti nur 10 Prozent mehr bezahlt als seinem Vorgänger, obwohl er eine viel schwierigere Aufgabe übernahm", sagte der UBS-Präsident. (SonntagsBlick, S. 2-6/ siehe auch separate Meldung)
SIGNA HOLDING: Der Verkauf von Globus an die thailändische Central-Group ist erneut verschoben worden. Ein Grund ist gemäss der "SonntagsZeitung", dass den Banken hohe Abschreiber auf den Hypotheken drohen. Bei den Globus-Immobilien seien wohl knapp ein Dutzend Kantonalbanken involviert. Bisher habe es als ausgemacht gegolten, dass die Central-Group das Warenhaus übernehmen werde, da sie bereits zur Hälfte am Globus-Geschäft sowie an den Gebäuden beteiligt sei. Doch wolle sie kaum viel dafür bezahlen. Die Insolvenzverwalter der Signa auf der anderen Seite würden ihren Anteil nicht gratis abgeben wollen. Gebe es nicht bald eine Lösung, drohe den Immobiliengesellschaften der Konkurs, schrieb die Zeitung. (SonntagsZeitung S. 36)
NAHRUNGSMITTEL I: Der Schokoladenhersteller Camille Bloch hat eine Preiserhöhung in zwei Schritten um insgesamt gut zehn Prozent angekündigt. Grund dafür ist der gestiegene Kakaopreis, wie Firmenchef Daniel Bloch in einem Interview mit der SonntagsZeitung sagte. Die Preisschwankungen seien zuletzt so extrem gewesen, dass der Schokoladenhersteller nicht darum herumkomme, einen Teil der Mehrkosten an die Kundschaft weiterzugeben, sagte Firmenchef und Verwaltungsratspräsident Bloch. (SonntagsZeitung S. 37/ siehe auch separate Meldung)
NAHRUNGSMITTEL II: Der Präsident des Schweizer Geflügelproduzentenverbands, Adrian Waldvogel, hat vor einem Poulet-Engpass gewarnt. Die Nachfrage steige schneller, als neue Ställe gebaut werden könnten, sagte Waldvogel der "NZZ am Sonntag". In diesem Jahr stieg die Inlandproduktion von Poulet bis August demnach um sechs Prozent und der Import um 16 Prozent. Eine höhere Produktivität sei in bestehenden Ställen kaum möglich. Doch die Baukosten für neue Ställe seien stark gestiegen. Hinzu kämen Einsprachen und der Fachkräftemangel. Auch der Import aus europäischen Ländern werde schwieriger, da dort die eigene Nachfrage steige und erhöhte Tierschutzauflagen die Produktion bremsen würden, sagte Waldvogel. (NZZaS S. 35)
ENERGIE: Umfrage zeigt: Volk will AKW-Neubauverbot streichen. Jetzt dreht die Stimmung in der AKW-Frage: Eine Mehrheit spricht sich dafür aus, den Bau neuer Atomkraftwerke zu ermöglichen. Dies zeigt eine aktuelle Umfrage von Tamedia und 20 Minuten, die in Zusammenarbeit mit dem Institut LeeWas entstanden ist. Demnach sagen 53 Prozent Ja, 43 Prozent Nein. Die Umfrage deckt allerdings auch einen Geschlechtergraben auf. Die Hälfte der Frauen will am Neubauverbot festhalten, nur 44 Prozent sind für eine Streichung. Bei den Männern sagen 63 Prozent Ja zu neuen AKW. Die Anhänger der linken Parteien lehnen die Aufhebung deutlich ab, FDP und SVP stimmen deutlich zu. Auch die Mitte-Anhängerschaft will neue AKW ermöglichen (52 Prozent Ja). Der Bundesrat hat Ende August entschieden, dass AKW-Neubauverbot streichen zu wollen. (SonntagsZeitung S.2,3 / siehe auch separate Meldung)
RÜSTUNGSINDUSTRIE: Rüstungsbranche ist im Clinch mit den Banken. Die Verteidigungsindustrie klagt, dass es für sie immer schwieriger wird, mit Schweizer Banken Geschäfte abzuschliessen. So gibt es Probleme, Kredite zu erhalten oder Konten zu eröffnen. Selbst bei privaten Leasings von Mitarbeitenden aus der Rüstungsindustrie kommt es zu Beeinträchtigungen. Swissmem, der Verband der Tech-Industrie, übt scharfe Kritik an den Banken. "Schweizer Rüstungsunternehmen leisten einen unverzichtbaren Beitrag zu unserer Sicherheit. Dass sie keine Kredite erhalten und schikaniert werden, ist skandalös", sagt Direktor Stefan Brupbacher in der SonntagsZeitung. Ursache der Problematik sind ethische und nachhaltige Vorgaben, welche die Banken in ihrer Geschäftstätigkeit berücksichtigen müssen. (SonntagsZeitung S.7)
IMMOBILIEN: Das Zweitwohnungsgesetz wird mit immer neuen Tricks ausgehebelt. 2012 nahmen die Stimmberechtigten die Volksinitiative "Schluss mit uferlosem Bau von Zweitwohnungen" an. In Gemeinden mit einem Zweitwohnungsanteil von mehr als 20 Prozent sind neue Ferienwohnungen seither grundsätzlich verboten. Doch wie die SonntagsZeitung schreibt, nutzen Bauherren und Gemeinden die zahlreichen Schlupflöcher in dem seit 2016 geltenden Zweitwohnungsgesetz, welche bürgerliche Politiker geschaffen haben. Manches ist legal - manches nicht. So urteilte das Bundesgericht in mehreren Fällen, dass Zweitwohnungen, die aufgrund einer Ausnahmeregelung gebaut werden sollten, nicht wie vorgeschrieben hotelmässig bewirtschaftet werden. In anderen Fällen urteilte es, dass sogenannte Sistierungsgesuche nicht zulässig waren, mit denen die Erbauer von Erstwohnungen diese nachträglich in Zweitwohnungen umwandeln wollten - weil sie angeblich keine Käufer für die Erstwohnungen fanden. Eindeutig illegal ist ein anderer Trick: die Schein-Erstwohnsitznahme. Dabei verlegt eine vermögende Person aus dem Unterland ihre Schriften in einen Ferienort mit einem Zweitwohnungsanteil von mehr als 20 Prozent - und kann dann einen angeblichen Erstwohnsitz bauen. Faktisch ist sie aber nur wenige Wochen pro Jahr anwesend und bleibt am bisherigen Wohnort. Am 1. Oktober tritt ein neues, von der bürgerlichen Parlamentsmehrheit durchgesetztes Schlupfloch in Kraft: Ab dann dürfen Häuser, die vor dem März 2012 gebaut worden sind, auch in Gemeinden mit einem Zweitwohnungsanteil von mehr als 20 Prozent abgerissen, neu aufgebaut, um 30 Prozent vergrössert und uneingeschränkt genutzt werden. Als Nächstes wollen die Bürgerlichen das Beschwerderecht der Umweltverbände einschränken. Künftig sollen sie gegen kleine Ferienwohnungsbauten keine Beschwerde mehr einreichen können. (SonntagsZeitung S. 35)
LUXUSGÜTER: Luxus verliert in China an Glanz. Louis Vuitton, Dior, Burberry Chinas Wirtschaftskrise lässt die Nachfrage nach westlichen Premiummarken einbrechen. Während die bei Beiersdorf die Massenmarke Nivea gut läuft, stocken die Verkäufe im Luxussegment. Warnung vor "Luxusscham" macht die Runde. Die Ursache: China. Und es trifft nicht nur Beiersdorf, sondern die weltweite, rund 1,5 Billionen Dollar schwere Luxusbranche insgesamt. Davon könnte die Kundschaft in Europa profitieren. (SonntagsZeitung S. 38).
UMWELDSCHÄDEN: Die Umweltschäden durch den Verkehr in der Schweiz sind nach neuen Berechnungen des Bundes massiv höher als bisher angenommen. Die externen Kosten, welche die durch den Verkehr verursachten Umwelt- und Gesundheitsschäden abbilden, liegen 70 Prozent über der Berechnung von 2021 und betragen 26,7 Milliarden Franken pro Jahr, wie die "NZZ am Sonntag" schrieb. Die Zeitung stützte sich auf interne Protokolle des Eidgenössischen Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (Uvek). In absoluten Zahlen falle der motorisierte Strassenverkehr am stärksten ins Gewicht: Die externen Kosten stiegen mit der neuen Berechnung um 60 Prozent, von 10,8 Milliarden Franken auf 17,3 Milliarden Franken. (NNZaS S. 11)
PHARMA I: Studie zweifelt an Wirkung teurer Arzneien. Der Bund machte diese Woche deutlich: Die Krankenkassenprämien steigen auch wegen neuer teurer Therapien. Besonders in der Krebsmedizin ist der Druck, diese möglichst schnell zuzulassen, gross. Eine in der Zeitschrift "Jama" publizierte Studie aus den USA kommt nun zum Schluss, dass die Hälfte der in beschleunigten Verfahren zugelassenen Medikamente fünf Jahre später weder das Leben der Patienten verlängert noch ihre Lebensqualität erhöht habe. "Auch wenn es Unterschiede zum Verfahren bei uns gibt, sind die Resultate für die Schweiz relevant", sagt Kerstin Noëlle Vokinger, Professorin an der Universität Zürich, die den Zugang zu neuen medi- zinischen Technologien erforscht. Ähnlich tönt es vom BAG. Es komme laut solchen Studien nicht selten vor, dass sich im Nachhinein die Wirksamkeit der Therapien als ungenügend erweise. Es bestehe das Risiko, dass Medikamente vergütet würden, die nicht wirksam seien. (NZZaS S. 13)
PHARMA II: Psychopharmaka sind in Bundesasylzentren zuletzt so häufig eingesetzt worden wie keine andere Medikamentengruppe. Ärzte sprachen von "medizinisch ungenügenden" Arbeitsbedingungen und kämpften mit Gewissensbissen, wie die "SonntagsZeitung" und "Le Matin Dimanche" schrieben. Den Zeitungen lagen die Medikamentenbestellungen von sechs Zentren vor. Im Bundesasylzentrum Zürich, das 360 Personen Platz bietet, seien im Jahr 2023 beispielsweise rund 600 Packungen Psychopharmaka verschrieben worden. Die Daten zeigten zudem, dass in einzelnen Zentren verbreitet das Schmerzmittel Metamizol verschrieben wurde. Die Arznei sei in mehreren Ländern, auch in europäischen, verboten. Das Staatssekretariat für Migration teilte mit, dass die medizinische Grundversorgung in den Zentren gewährleistet und die Ressourcen ausreichend seien. ("SonntagsZeitung" / "Le Matin Dimanche")
ROHSTOFFE: Schweizer Rohstoffgiganten schwimmen im Geld. Die Branche hat im vergangenen Jahr rund 100 Milliarden Dollar Gewinn gemacht, wie die SonntagsZeitung berichtet. Nach hochprofitablen Jahren sitzt die Branche auf einer Kriegskasse von bis zu 120 Milliarden Dollar. Die Riesengewinne der Schweizer Rohstoffriesen Vitol, Glencore, Trafigura, Gunvor oder Mercuria ziehen neue Konkurrenten an. Dazu gehören Hedgefonds, technologieorientierte Firmen, Hochfrequenzhändler und Banken. Neue Akteure wie der US-Hedgefonds Citadel nutzen riesige Datenmengen und künstliche Intelligenz, um Einzelmärkte wie Öl, Gas, Kupfer, Lithium oder Nickel zu analysieren und den traditionellen Rohstoffhändlern zuvorzukommen. Die neuen Wettbewerber sind erfolgreich. Gemäss McKinsey haben Akteure mit KI-basierten Lösungen 2022 im Gas- und Strommarkt fast ein Viertel des Marktes erobert, im Jahr davor waren es erst 5 Prozent gewesen. (SonntagsZeitung S. 39)
CORONA: Der Bund hat erstmals eine Entschädigungszahlung aufgrund von Corona-Impfschäden bewilligt. Die betroffene Person erhielt eine Genugtuung von 12'500 Franken und eine Entschädigung von 1360 Franken, wie das Eidgenössische Departement des Innern (EDI) "SonntagsBlick" bestätigte. Die Entschädigung beziehe sich auf einen Verdienstausfall und die Genugtuung sei eine Art Schmerzensgeld. Bislang seien 320 Gesuche beim EDI eingegangen. 50 Anträge seien aktuell hängig, davon würden 30 detailliert geprüft. Damit ein Gesuch bewilligt werde, müsse ein Kausalzusammenhang zwischen der gesundheitlichen Beeinträchtigung und der Impfung bestehen. (NZZaS/ siehe auch separate Meldung)
BUDGET: Eine neue Studie hat bei den Kantonen Sparpotenzial von 13,1 Milliarden Franken geortet. Allein bei der Bildung liessen sich über 5 Milliarden Franken sparen, wie die "NZZ am Sonntag" aufgrund des "Effizienz-Monitoring" des Beratungsunternehmens PWC und des Instituts für öffentliche Verwaltung der Universität Lausanne schrieb. "Wir messen das Verbesserungspotenzial eines Kantons im Vergleich mit allen anderen", sagte Nils Soguel, Professor für öffentliche Finanzen an der Universität Lausanne. Die Resultate sollen als Denkanstoss dienen. Das ganze Potenzial werde kein Kanton ausschöpfen. Die Untersuchung soll nächste Woche erscheinen. (NZZaS S. 15)