Schindellegi (awp) - Der Logistikkonzern Kühne+Nagel hat sich im dritten Quartal gegenüber dem Vorjahreszeitraum gesteigert. Der Firmenchef schwört die Mannschaft nun auf weiteres Wachstum ein.
Die Nachfrage zog zwischen Juli und September nicht zuletzt wegen erneuter Lieferkettenstörungen an. "Die hoch flexiblen Logistiklösungen von Kühne+Nagel haben sich daher erneut als klarer Vorteil für unsere Kunden erwiesen", sagte CEO Stefan Paul am Mittwoch. Dies spiegle sich in der positiven Geschäftsentwicklung wider.
Als Beispiel nannte das Unternehmen die Onlineplattform seaexplorer.com. Diese habe sich während der jüngsten Lieferkettendisruptionen wie der Krise im Roten Meer oder den Hafenstreiks an der US-Ostküste als Informationsquelle für Seefrachtkunden bewährt.
Sattes Plus
Alles in allem nahm der Nettoumsatz um 19 Prozent auf 6,49 Milliarden Franken zu und der um die volatilen Frachtraten bereinigte Rohertrag um 5 Prozent auf 2,19 Milliarden. In der Folge verbesserten sich auch die Gewinnzahlen.
Der operative Gewinn (EBIT) stieg um 2 Prozent auf 455 Millionen und der Reingewinn um 6 Prozent auf 339 Millionen. Die Konversionsrate, die das Verhältnis von EBIT zum Rohertrag beschreibt und für das Management eine wichtige Kenngrösse ist, kam mit 20,8 Prozent wieder über der 20-Prozent-Marke zu liegen.
Erstmals seit dem Ende der Covid-Sonderkonjunktur seien EBIT und der Gewinn auf Quartalsbasis sowohl im Vergleich zum Vorquartal als auch zur Vorjahresperiode gestiegen, betonte das Unternehmen.
Die Verbesserungen sind keine Überraschung. Die Analysten hatten mit solchen gegenüber dem schwachen Vorjahreszeitraum gerechnet, nachdem das Management sich Mitte Jahr zuversichtlich zum weiteren Geschäftsverlauf geäussert hatte. Die Erwartungen wurden in etwa erfüllt.
EBIT-Konsens nicht aus der Luft gegriffen
Mit Blick nach vorne ist aus Unternehmenskreisen zu hören, dass die aktuelle Konsens-Prognose für den Gesamtjahres-EBIT von 1,7 Milliarden Franken nicht aus der Luft gegriffen sei. Einen konkreten Ausblick auf das laufende Jahr gibt das Unternehmen aber wie üblich nicht.
Dazu gebe es zu viele Unsicherheitsfaktoren. "Die sichere Vorhersage von Frachtraten ist heute ein Ding der Unmöglichkeit," sagte CFO Markus Blanka-Graff. Diese schossen bekanntlich im Sommer in die Höhe, reduzierten sich kürzlich aber wieder markant. Dies sei aber nur ein Faktor, so der CFO. Ein anderer seien mögliche Effekte neuer Freigrenzen-Regelungen in den USA auf den E-Commerce.
Positiv stimme ihn derweil, dass der Kurzstreik der Hafenarbeiter an der US-Ostküste und Wetterkapriolen in Asien gewisse Volumina zeitlich ins vierte Quartal verschoben hätten. Denkbar sei auch, dass der frühe Zeitpunkt des chinesischen Neujahrsfestes die Entwicklung im Q4 befeuere.
Aggressiver in den Markt gehen
Mit Blick auf 2025 gibt es laut CEO Stefan Paul ein klares Ziel: organisches Wachstum. "Wir wollen aggressiver in den Markt gehen und Marktanteile gewinnen", sagte er im Interview mit AWP.
Dies solle aber nicht über Preisnachlässe geschehen. Vielmehr sollten Kundennähe und schnelle Entscheidungsprozesse helfen. Die Übernahme von DB Schenker durch DSV erachten die Kühne+Nagel-Chefs in diesem Zusammenhang als hilfreich. Es gebe bei den Schenker-Kunden eine hohe Unsicherheit. "Das wollen wir aktiv nutzen", so der CEO.
CFO Blanka-Graff betonte allerdings, dass man nicht auf Gedeih und Verderben Volumen realisieren wolle. Die Rendite bleibe im Fokus. Dies sei nötig, um die mittelfristigen Renditeziele zu erreichen.
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