Zürich (awp) - Nachfolgend eine Auswahl von Artikeln zu wirtschaftsrelevanten Themen aus der Presse vom Wochenende. Die Schlagzeilen in nicht verifizierten Meldungen:
GESUNDHEIT: Seit 2019 ist in Rekordzeit ein boomender Markt herangewachsen: Auf Angehörigenpflege spezialisierte Spitex-Organisationen. Sie schössen wie Pilze aus dem Boden, berichtet die "SonntagsZeitung". Laut dem Krankenkassenverband Santésuisse wächst dieser Bereich exponentiell und die Kosten zulasten der Kassen dürften 2025 bereits bei über 100 Millionen Franken liegen. Santésuisse warne, dass diese Kostensteigerung direkt auf die Prämien auswirken werde, heisst es in dem Bericht. Recherchen des Blattes zeigten, dass die beiden grössten Krankenkassen CSS und Helsana selbst an einer solchen Firma beteiligt sind. Über Tochterfirmen unterstützen sie das Unternehmen "Pflegewegweiser", das durch intensive Werbung bekannt sei. Experten kritisierten hierin einen Interessenkonflikt, da Krankenkassen die Abrechnung von Pflegeleistungen eigentlich kontrollieren sollen. Die Krankenkassen verteidigten in der Zeitung ihre Beteiligung, da innovative Lösungen im Pflegebereich notwendig seien. (SoZ, S. 7)
AUTOINDUSTRIE: Die deutschen Autobauer - allen voran Volkswagen - stecken tief in der Krise. Das trifft auch die Zuliefere in der Schweiz, wie die "SonntagsZeitung" und der "Sonntagsblick" berichten. So seien die Exporte der Branche in den ersten neun Monaten um 7,8 Prozent und im dritten Quartal sogar um 14,8 Prozent zurückgingen, heisst es unter Berufung Aussagen vom "Swissmem"-Präsidenten Martin Hirzel. Aufgrund der Krise verhängten viele Firmen einen Einstellungsstopp; einige setzten Entlassungen und Kurzarbeit um. Beispielsweise verlagerte Feintool Teile der Produktion nach Tschechien, Komax schliesst Standorte in Rotkreuz und Cham und Georg Fischer erwägt den Verkauf seiner Automobilsparte. Anja Schulze von "Swiss Car" erklärte, dass die Schweizer Zulieferer ihre Kundenbasis in den letzten Jahren verbreitert hätten, jedoch nach wie vor stark von deutschen Herstellern abhängig seien. Von Vorteil sei, dass die Schweizer Zulieferer nicht ausschliesslich in die Autoindustrie lieferten, sondern ihre Leistungen auch für andere Branchen erbrächten, zum Beispiel Bauindustrie, Luftfahrt, Medizintechnik oder Uhrenindustrie.(SoZ, S. 39; SoBli)
CREDIT SUISSE: Monate vor dem eigentlichen Kollaps hatte das damalige Management der Credit Suisse einen Plan für die eigene Rettung erarbeitet. Wie die "NZZ am Sonntag" berichtet, scheiterte das Vorhaben an der Finanzmarktaufsicht, die den Plan nicht unterstützte. Zwischen dem 27. Juli und dem 27. Oktober 2022 habe die damalige Führungsriege der CS heftigste Diskussionen mit der Finma geführt, schreibt das Blatt unter Berufung auf Gespräche mit einem halben Dutzend hochrangiger Insider. Demnach wollte die neue Bankführung um Ulrich Körner Tabula rasa machen und einen kompletten Neustart wagen. Im Zentrum stand der Verkauf von Grossteilen der Investmentbank. Der gesamte Verwaltungsrat der CS habe hinter dem Plan gestanden. Die CS-Spitze versprach sich hohe Verkaufserlöse, was die fatale Kapitalerhöhung im Herbst 2022 obsolet gemacht hätte. Die Aufsicht sagte allerdings "Nein" und forderte die CS auf, die Bank innerhalb des bisherigen Schweizer Regelwerks zu restrukturieren. (NZZaS, S.39)
SANITAS: Der Sanitas-Chef Andreas Schönenberger kann sich für die Schweiz eine Mehrklassenmedizin vorstellen. Vorbild wäre da das Gesundheitssystem in Singapur, wie er im Interview mit dem "Tages-Anzeiger" sagt. Dort werde die Eigenverantwortung grossgeschrieben. Jede Person hat laut Schönenberger ein eigenes Gesundheitskonto, auf das monatlich ein Prozentsatz des Lohns fliesst. Erst bei grösseren Eingriffen komme eine Pflichtversicherung zum Zug, vergleichbar mit der hiesigen Grundversicherung. Für die sozial Schwachen gibt es in Singapur einen Staatsfonds, der aus Steuereinnahmen gespeist wird - eine solche Abfederung bräuchte es auch in der Schweiz. Dass damit ein Vielklassensystem geschaffen würde, erachtet der Krankenkassen-Chef nicht als schlecht. Für die Gesellschaft könne es in seinen Augen gar positiv sein. (Tages-Anzeiger Samstagsausgabe, S.5 , s. separate Meldung)
STROMKONZERNE: Die Strombranche bereichere sich nicht auf Kosten der Allgemeinheit, sagt Martin Schwab, Präsident des Verbands der Elektrizitätsunternehmen, im Gespräch mit der "NZZ" (Samstagsausgabe). Vielmehr seien die Unternehmen von den europäischen Marktpreisen abhängig. Weil diese in den letzten Jahren sehr hoch waren, fielen auch die Gewinne der Stromproduzenten höher aus. Dagegen waren einzelne Unternehmen vor acht Jahren noch in existenziellen Nöte, weil die Preise so tief waren. Laut Schwab war der Hauptgrund für den starken Preisanstieg in den vergangenen Jahren, dass Europa sich massiv von russischem Gas abhängig gemacht habe. Die Energiekrise habe damit auch die Winterreserve in der Schweiz nötig gemacht. Daher sollte es oberstes Ziel sein, im Inland genügend Produktionskapazitäten zur Verfügung zu stellen und ein Stromabkommen mit der EU abzuschliessen, um eine möglichst gute Integration in den europäischen Strommarkt zu erreichen. (NZZ Samstagsausgabe, S. 11)
MIGROS: Die Berichte um die deutsche Problemtochter des Handelsriesen, Tegut, reissen nicht ab. Wie die "SonntagsZeitung" berichtet, hat die Migros Zürich bislang schätzungsweise 600 Millionen Euro in die Lebensmittelkette investiert. Allerdings werde das Abenteuer Tegut selbst für die tiefen Taschen der Zürcher langsam zu teuer, so das Blatt. Ein Ausstieg wiederum würde wohl teuer, denn im deutschen Markt werde angesichts der Probleme von Tegut kein Konkurrent bereit sein, den Buchwert zu bezahlen. Daher versuche der Handelskonzern einmal mehr, das Blatt zu wenden. So liege der Fokus liegt zu 100 Prozent auf dem Sanierungsvorhaben, welches die Wirtschaftlichkeit signifikant verbessern soll, zitiert das Blatt die Migros Zürich. Laut "SoZ" schlagen die grossen Verluste aber mittlerweile auf den ganzen Konzern durch.
KRANKENKASSEN: Sorgen die steigenden Verwaltungskosten der Krankenkassen zusätzlich für einen Anstieg der Prämien? Laut einem Bericht der "NZZ am Sonntag" tragen sie tatsächlich mit dazu bei. Einzelne Versicherer könnten bis zu 30 Prozent ihrer Verwaltungsausgaben einsparen, schätzt Silvia Fleischmann von der Beratungsfirma SEEG. Ihre Annahmen basieren laut Bericht auf Analysen der Geschäftsberichte. Krankenkassen-Experte Felix Schneuwly von Comparis bestätigt diese Einschätzung und sieht bei einem Viertel der Kassen grosses Sparpotenzial. Der Krankenkassenverband Santésuisse hingegen zweifelte solche Berechnungen an. Geschäftsberichte würden nicht aufzeigen, welche Leistungen inhouse erbracht oder extern eingekauft werden", sagt Sprecherin Irit Mandel zur "NZZ am Sonntag". Sie verwies darauf, dass die Kassen von Gesetzes wegen ihre Kosten beschränken müssten. (NZZaS, S. 13)
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