Zürich (awp) - Die Swiss Re hat im Sommerquartal einen Gewinneinbruch hinnehmen müssen. Schuld ist das US-Haftpflichtgeschäft, das dem zweitgrössten Rückversicherer der Welt einen fetten Strich durch die Rechnung machte. Zudem schlugen Naturkatastrophen zu Buche. In der Folge hat der Konzern die Jahresziele gestutzt.
Von Juli bis September erzielte die Swiss Re nur noch einen Gewinn von 102 Millionen Dollar. Vergleichszahlen zum Vorjahr legte der Traditionskonzern nach einer Rechnungslegungsumstellung nicht vor. Der Einbruch ist keine Überraschung, da die Swiss Re vor einer Woche eine Gewinnwarnung veröffentlicht hatte. Analysten hatten vor der Gewinnwarnung mit 835 Millionen Reingewinn im dritten Quartal gerechnet.
Insgesamt fiel der Reingewinn in den ersten neun Monaten auf 2,19 Milliarden Dollar. Denn die Swiss Re hat die Rückstellungen im US-Haftpflichtgeschäft (P&C Re) im dritten Quartal 2024 um 2,4 Milliarden Dollar erhöht. Die Rückstellungen betreffen Schäden aus früheren Jahren, stehen also nicht im Zusammenhang mit den Schadenereignissen der jüngsten Hurrikane in den USA. Damit belaufen sich die Aufstockungen der Rückstellungen in den ersten neun Monaten des Jahres auf insgesamt 3,1 Milliarden Dollar.
Naturkatastrophenschäden von 813 Millionen
Dennoch erzielte die Sach- und Haftpflichtrückversicherung-Sparte in den ersten neun Monaten einen Gewinn von 603 Millionen Dollar. Dabei habe die starke Performance im Rückversicherungsgeschäft die Aufstockung der Rückstellungen mehr als kompensiert, hiess es.
Die Grossschäden infolge von Naturkatastrophen beliefen sich in den ersten neun Monaten auf 813 Millionen Dollar, wovon 743 Millionen Dollar alleine auf das dritte Quartal entfielen. Das sei mehr, als man für ein normales Sommerquartal erwarte, sagte Finanzchef John Dacey an einer Medienkonferenz. Die grössten Schäden seien durch den schweren Hagelsturm im kanadischen Calgary, den Sturm "Boris" in Mittel- und Osteuropa Europa sowie die Hurrikane "Debby" und "Helene" in den USA verursacht worden.
Für den Hurrikan "Milton", der im Oktober über Florida wütete, erwartet die Swiss Re derzeit Schäden von weniger als 300 Millionen Dollar. Diese würden das Ergebnis des Rückversicherers im vierten Quartal 2024 belasten, hiess es.
Schätzungen zu den Schäden der Fluten in Spanien, die vor zwei Wochen über 200 Menschen in den Tod rissen, wollte Finanzchef Dacey noch nicht abgeben. Allerdings sei es unwahrscheinlich, dass das Unwetter zu einem Grossschaden für die Swiss Re werde. Auch die Überschwemmungen und Unwetter in der Schweiz im Sommer würden keine materiellen Verluste beim Konzern verursachen.
Keine Sorgen wegen Trump
Mit der Gewinnwarnung hat die Swiss Re ihre Jahresziele gesenkt: Neu erwartet der Konzern bei normalem Schadenverlauf im restlichen Jahr einen Reingewinn für 2024 von mehr als 3 Milliarden Dollar. Das sind 600 Millionen weniger als bisher.
Die Senkung dürfte dennoch keine Folgen für die Ausschüttung haben, sagte Dacey: Das sollte die Entscheidung des Verwaltungsrats über die Dividendenzahlung nicht beeinflussen. Am Investorentag im Dezember will die Swiss Re über neue Ziele für 2025 informieren.
Keine Sorgen macht sich die Konzernspitze über die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten: "Wir sehen keine direkten Auswirkungen, seien sie positiv oder negativ, auf unser Geschäft", sagte Dacey.
Die Anleger werteten die Reserveerhöhung als sehr positiv. Am Donnerstag legte der Swiss-Re-Kurs an der Börse um 0,5 Prozent auf 121,20 Franken zu. Die Aktien hatten nach der Gewinnwarnung bereits stark zugelegt.
jb/tv