Zürich (awp) - Die Privatbank Julius Bär verzeichnet anziehende Neugeldzuflüsse und kann einen klaren Anstieg der verwalteten Vermögen vermelden. Der mit hohen Erwartungen verbundene Antritt des neuen CEO Stefan Bollinger erfolgt nun bereits im Januar und damit rund einen Monat früher als bisher kommuniziert.
Die Vermögensverwaltungsbank habe im Zeitraum von Juli bis Oktober eine deutliche Beschleunigung bei den Geldzuflüssen verzeichnet, heisst es in dem am Donnerstag publizierten Zwischenbericht von Julius Bär. Insgesamt flossen Julius Bär von Januar bis Oktober 2024 Neugelder in Höhe von 11 Milliarden Franken zu, nachdem der Zufluss im ersten Halbjahr erst bei 3,7 Milliarden gelegen hatte.
Die verwalteten Vermögen (Assets under Management, AuM) beliefen sich per Ende Oktober auf 480 Milliarden Franken. Neben den Nettozuflüssen profitierte Julius Bär dabei auch von der Unterstützung der starken Aktienmärkte. Seit Jahresbeginn nahmen die verwalteten Vermögen damit um 12 Prozent zu.
Tiefere Margen
Allerdings verdiente die Bank auf den verwalteten Vermögen etwas weniger als im ersten Halbjahr. Die Bruttomarge belief sich in den ersten zehn Monaten noch auf 83 Basispunkte (BP) nach 85 BP nach sechs Monaten. Gebremst haben zuletzt offenbar rückläufige Zinseinkommen sowie ein wohl saisonbedingt etwas schwächeres drittes Quartal bei den wiederkehrenden Erträgen.
Auch bezüglich Kosteneffizienz konnte die Bank keine Fortschritte vermelden. Das Kosten-Ertrags-Verhältnis (Cost/Income-Ratio) verharrte auf einem Wert von 71 Prozent und blieb damit ziemlich weit entfernt vom Mittelfrist-Ziel von "unter 64 Prozent".
Abbau von Private Debt
Verbessert präsentiert sich dagegen die Kapitalisierung der Bankengruppe. So erhöhte sich die Kernkapitalquote (CET1) auf 16,7 Prozent nach 14,6 Prozent per Ende 2023. Dazu trugen auch die Fortschritte beim Abbau des "Private Debt"-Kreditbuchs bei. Der Nominalwert dieses Kreditbuchs belief sich Ende Oktober noch auf rund 400 Millionen Franken gegenüber 800 Millionen per Ende 2023.
Julius Bär hatte im Februar 2024 nicht nur die gesamten Kredite an die insolvente Signa-Gruppe des österreichischen Investors René Benko in Höhe von über 606 Millionen Franken vollständig abgeschrieben. Die Bank hatte dabei auch den Ausstieg aus dem "Private Debt"-Geschäft beschlossen - dieser soll bis 2026 abgeschlossen sein.
Wieder deutlich höherer Gewinn
Für das Geschäftsjahr 2024 dürfen die Aktionäre auch wieder einen Konzerngewinn "deutlich" über jenem des Gesamtjahres 2023 erwarten, wie die Bank in der Mitteilung betonte. Wegen dem hohen Signa-Kreditabschreiber hatte die Gruppe im vergangenen Jahr einen Gewinnrückgang um 52 Prozent auf 454 Millionen Franken vermelden müssen.
Noch hängig ist derweil die Untersuchung der Finanzmarktaufsicht Finma zum Signa-Debakel. Einen Zeitrahmen wollte Finanzchefin Evie Kostakis an einer Telefonkonferenz mit Analysten nicht geben. Viele Investoren erwarten, dass die Privatbank nach dem Abschluss der Untersuchungen wieder ein Aktienrückkaufprogramm auflegen wird.
Am Aktienmarkt wurde der Zwischenbericht am Donnerstag positiv aufgenommen. Die Bär-Aktie legte bis am Mittag 5,4 Prozent auf 55,94 Franken zu.
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