Bern (awp/sda) - Der Chef der Schweizerisch-US-amerikanischen Handelskammer ist "nicht optimistisch" bezüglich Verhandlungen der Schweiz mit den USA über Handelszölle. "Der Zeitrahmen ist extrem eng und die ganze Welt versucht jetzt, sich auf irgendeine Weise mit den USA gut zu stellen", sagte Rahul Sahgal in einem Interview vom Donnerstag.
Zum Online-Portal blick.ch sagte Sahgal allerdings auch, es gebe einen gewissen Spielraum für Verhandlungen. Denn aus den Anordnungen von US-Präsident Donald Trump zu den Zöllen gehe hervor, dass die Administration die Zölle senken oder erhöhen und deren Gültigkeitsdauer verkürzen könne.
Er glaube immer noch, dass die Schweiz nicht wirklich in der Schusslinie der US-Administration stehe, sagte Sahgal in der Sendung "Tagesgespräch" von Schweizer Radio SRF: "Wir gehören einfach zu den fünfzehn Ländern mit den grössten Güterhandelsdefiziten aus Sicht der USA."
Sahgal ist überrascht von der Höhe der Zölle, welche die US-Administration auf Schweizer Waren erheben will: "Wir hätten uns eine Berechnung gewünscht, die auf ein Pro-Kopf-Verhältnis heruntergebrochen ist", sagt der Chef der Handelskammer zu "blick.ch".
Bei einer solchen Berechnung sehe "die Lage ganz anders aus: Wir importieren pro Kopf 11 Mal mehr aus den USA als umgekehrt. Ausserdem wurde der Bereich der Dienstleistungen nicht mit einbezogen, der ein ausgeglicheneres Verhältnis ergeben hätte."
Für die Schweiz sei nun entscheidend, was die Europäische Union mache. "Viele Firmen beliefern EU-Unternehmen, die wiederum in die USA exportieren. Je nachdem, was die EU entscheidet, könnte es für Schweizer Firmen Kollateralschäden geben", erklärte der Nachfolger von Martin Naville an der Spitze der Schweizerisch-US-amerikanischen Handelskammer.
Unterschiedliche Situation für CH-Firmen
Die Situation von Schweizer Firmen in den USA sei sehr unterschiedlich, sagte Sahgal weiter. Schweizer Firmen, die in der Schweiz produzierten und stark in die USA exportierten, seien von den angekündigten Zöllen von über 30 Prozent auf Schweizer Importe stark betroffen.
Unternehmen mit Produktionsstandorten in den USA würden deutlich weniger getroffen. "Sie müssen jetzt entscheiden, wie und in welcher Höhe sie die Zölle an die Konsumenten weiterreichen, ob das ihre Marge reduziert und ob da Spielraum besteht. Es kommen intensive Tage auf uns zu", prophezeite Sahgal.