Zürich (awp) - Nachfolgend eine Auswahl von Artikeln zu wirtschaftsrelevanten Themen aus der Presse vom Wochenende:
US-ZÖLLE I/EMS-CHEMIE: Magdalena Martullo-Blocher kritisiert in einem Interview mit der "SonntagsZeitung" die Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump. Für ihr Unternehmen Ems-Chemie sieht sie aber kaum direkte Auswirkungen. Sie plädiert nun für einen möglichst raschen Deal mit den USA - die Zölle müssten runter. Auch an eine Freihandelsabkommen zwischen den USA und der Schweiz glaubt sie weiterhin. Mit Blick zehn Jahre voraus glaubt sie, dass China für Industriezulieferer wie die Ems-Chemie der wichtigere Markt sein wird als die USA (SoZ, S. 2-3, siehe auch separate Meldung)
US-ZÖLLE II: Harsche Worte an die Adresse der USA findet auch Jun Mao, Chinas Vertreter in Bern. Peking werde sich "dem Mobbing" nicht beugen, sagt er in der "SonntagsZeitung". Für die Zusammenarbeit mit der Schweiz sieht er neue Chancen: "Durch die Modernisierung des Freihandelsabkommens wollen wir weitere Produkte in die Liste der zollfreien Waren aufnehmen und den Marktzugang für Investitionen sowie Dienstleistungen ausweiten." (SoZ, S. 5)
US-ZÖLLE III: Banking-Legende Oswald Grübel äussert sich in der "SonntagsZeitung" ebenfalls durch Zoll Politik Trumps. Dessen Zollaufschub sieht er weder als Kurswechsel noch als Kaufgelegenheit. "Die Tiefstkurse kommen noch", warnt er. Auch eine Rezession schliesst er nicht aus. "Es kommt jetzt darauf an, ob Trump seine Zollpolitik so durchsetzt, wie er es angekündigt hat", so der ehemalige UBS- und CS-Chef. Und ob es weitere Verhandlungen geben und wie stark die Industrie betroffen sein werde. (SoZ, S. 35-36, sieh auch separate Meldung)
US-ZÖLLE IV: Wirtschaftsminister Guy Parmelin fürchtet derweil, dass sogar noch neue US-Zölle dazukommen könnten. Auch rechnet er mit mehr Kurzarbeit in Schweizer Betrieben. Derzeit erläutere Staatssekretärin Helene Budliger Artieda im Gespräch mit der amerikanischen Seite die wirtschaftliche Bedeutung der Schweiz in den USA und mögliche Themenfelder für weitere inhaltliche Diskussionen. Bei gewissen Produkten gäbe es Spielraum, die Agrarzölle aufzuheben. Die SVP träumt von einem Freihandelsabkommen mit den USA. Zur Forderung seiner Partei sagt er: "Aktuell haben wir andere Prioritäten." (S. SoBli, S. 3-5, siehe auch separate Meldung)
US-Zölle V: Die Schweiz reagiert auf die angedrohten Zölle von über 30 Prozent offenbar mit einer Charme- und vor allem Milliardenoffensive. Seco-Chefin Helene Budliger wolle in Washington möglichst hohe Direktinvestitionen der Schweizer Wirtschaft versprechen, schreibt die "NZZ am Sonntag". Bund und die Wirtschaft sprächen sich ab, fieberhaft werde das Paket hinter den Kulissen geschnürt. Ein solches Investitionsversprechen der Wirtschaft habe bereits bei den Verhandlungen für ein Freihandelsabkommen mit Indien den Durchbruch gebracht. Im Fall der USA weise es
,aber noch einmal eine andere Dimension auf. Gemäss Recherchen der "NZZ am Sonntag" ist in den Firmenzentralen und bei den Wirtschaftsverbänden von bis zu 150 Milliarden Dollar die Rede. Deutlich mehr als bisher bekannt. (NZZaS S. 11, 33-35)
UBS: Der Schlagabtausch zwischen Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter und der UBS-Spitze wird immer schärfer. An der Generalversammlung der Grossbank sprachen am Donnerstag CEO Sergio Ermotti und Präsident Colm Kelleher Klartext und scheuten auch nicht vor Pathos zurück, wie es in der "SonntagsZeitung" heisst. "Die Schweiz befindet sich an einem Scheideweg", so Kelleher, "übermässige Eigenkapitalanforderungen würden dem Finanzplatz schaden. In einem Interview mit Bloomberg-TV hat die Bundespräsidentin den beiden Herren nun widersprochen. Keller-Sutter pochte auf Stabilität - zum Untergang der Credit Suisse habe neben Missmanagement auch "der Mangel an Kapital" geführt. (SoZ S. 41)
SWISS: Die Fluggesellschaften Swiss und Easyjet kritisieren die staatliche Flugsicherung Skyguide wegen hoher Gebühren. Skyguide hat auf den 1. Januar die Gebühren saftig erhöht, wie die "SonntagsZeitung" berichtet Die Swiss kritisiert: "Die Kostensteigerung steht für uns in keinem nachvollziehbaren Verhältnis zur erbrachten Leistung." Und weiter: "Wir erwarten, dass bei steigenden Gebühren auch die Qualität und die Dienstleistungen stimmen." Der Billigflieger Easyjet sekundiert: "Die Gebührenerhöhungen sind unverhältnismässig und steigen viel stärker als der Durchschnitt in anderen Ländern." (SoBli, S. 25)
STAHLINDUSTRIE: Nach Protesten der Belegschaft von Stahl Gerlafingen beschloss das Parlament im Dezember 2024 eine Überbrückungshilfe von bis zu 37 Millionen Franken für vier Stahl- und Aluminiumproduzenten. Vor fünf Wochen hat der Bundesrat die entsprechende Verordnung verabschiedet - doch bislang hat kein Unternehmen einen Antrag auf Subventionen gestellt, wie Nachfragen bei Bund, Kantonen und Unternehmen zeigen. Dies berichtet die "NZZ am Sonntag". Offenbar empfinden die Firmen, die Bedingungen, die mit dem Bezug von Subventionen verbunden wären, als sehr restriktiv. Insbesondere ein Boni-Verbot für das Management schrecke ab. Der Aluminiumhersteller Novelis mit einem Werk im Wallis wird die Unterstützung aller Voraussicht nach ablehnen. Gemäss "NZZ am Sonntag" ist aus höchsten Kreisen des Unternehmens zu vernehmen, es sei "sehr, sehr unwahrscheinlich", dass Novelis die Überbrückungshilfe in Anspruch nehmen werde. Swiss Steel und Constellium haben offenbar ebenfalls Vorbehalte, entschieden sei aber noch nichts. (NZZaS, S. 37)
RAIFFEISEN: Nachdem er bereits im Tessin ein Traumhaus verkaufen musste, verliert Ex-Raiffeisen-Chef Pierin Vincenz nun auch seine Riesenvilla in Teufen AR. 10 Millionen Franken will ein lokaler Immobilienhändler gemäss "SonntagsZeitung" dafür zahlen. Das ist zwar weniger als erhofft, aber immerhin genug, um Peter Spuhler auszuzahlen, der Vincenz 2019 6,7 Millionen Franken geliehen hatte, damit dieser die Raiffeisen-Hypothek zurückzahlen konnte. Spuhler erhält nun auch die Zinsen, die Vincenz nie zahlte. Derweil geht das schon ewig dauernde Strafverfahren in die nächste Runde. (SoZ, S. 39)
jl