Zürich (awp) - Am Schweizer Aktienmarkt geht es am Freitag mehrheitlich bergab. Dabei verlaufe das Geschäft bei verhaltenen Umsätzen in geordneten Bahnen, heisst es von Händlern. Vor dem Wochenende, an dem so vieles passieren könne, und nach einer bisher eigentlich erfreulichen Börsenwoche schalteten die Anleger einen Gang zurück und strichen Gewinne ein. Die Unsicherheit bezüglich der neuen Zolltarife sei einfach zu gross, heisst es weiter. US-Präsident Donald Trump hat inzwischen die neuen Zolltarife an zahlreiche Länder verschickt. Doch in der Schweiz und in der EU ist die Post noch nicht eingetroffen. Der EU und anderen Ländern ohne Einigung hatte Trump zuletzt mit pauschalen Zöllen in Höhe von 15 oder 20 Prozent gedroht.
Es sehe danach aus, als hätte die US-Regierung die Komplexität der Verhandlungen unterschätzt, kommentiert Raiffeisen Schweiz das Ausbleiben der neuen Zollregime. Die Märkte hätten sich oberflächlich zwar beruhigt, die Verunsicherung bleibe indes bestehen und hänge bis wie ein Damoklesschwert über ihnen. Dies zeigt auch der Volatilitätsindex VSMI, der um fast 5 Prozent steigt. Darüber hinaus warteten die Investoren die Berichtssaison ab. Diese gewinnt kommende Woche merklich Fahrt. Neben mehreren US-Banken stehen hierzulande Grosskonzerne wie ABB, Novartis und Richemont am Start. Dabei dürften die Anleger ihre Aufmerksamkeit wohl vor allem den Gewinnprognosen der Unternehmen richten. "Erhöhte Volatilität dürfte also sicher sein", meint ein Händler.
Der SMI ist nach einem schwächeren Start stetig abgerutscht und notiert gegen 11.05 Uhr um 1,11 Prozent tiefer auf 11'996,93 Punkten. Damit habe der SMI die wichtige Unterstützung von 12'000 Punkten bereits wieder preisgeben müssen, sagt ein Händler. Der aktuell 31 Titel umfassende SLI verliert 1,04 Prozent auf 1981,05 und der breite SPI 0,95 Prozent auf 16'691,11 Zähler. Im SLI geben 28 Titel nach und nur drei trotzdem dem Negativtrend.
Stark unter Druck stehen die Aktien von Richemont (-2,1%). Der Luxusgüterhersteller legt kommenden Mittwoch seine Umsatzzahlen vor. Die Anteile von Mitbewerber Swatch (-1,1%) können ihre Abschläge im Verlauf dagegen mehr als halbieren. Die beiden Titel waren am Vortag aufgrund von Spekulationen über staatliche Anreize in China kräftig gestiegen. Kursbelastend sei auch, dass Barclays und Goldman Sachs ihr Kursziel für die Swatch-Aktien gesenkt haben, so ein Händler. Die Zahlen von Swatch werden am Markt in den nächsten Tagen erwartet. Das genaue Datum gibt Swatch jeweils nicht bekannt.
Aus den Depots gekippt würden zudem Wachstumswerte wie Straumann und Alcon sowie VAT und Logitech, wie Einbussen zwischen 2,2 und 1,2 Prozent zeigen. Aber auch zyklische Titel wie Adecco, Sika, Holcim und Amrize geben bis zu mehr als zwei Prozent nach.
Bei den Anteilen von Novartis und Roche GS (je -1,2%) führen Händler ebenfalls die drohenden US-Strafzölle als Gründe für die Kursschwäche an. Die Papiere von Sandoz (-0,02%) seien wegen ihrer Ausrichtung auf die Herstellung günstiger Generika von möglichen Strafzöllen weniger betroffen, heisst es weiter.
Besser als der Markt schlagen sich ausserdem auch Julius Bär (+0,7%) und SGS (+0,2%). Berenberg das Rating für den Inspektionskonzern auf "Buy" von "Hold" erhöht. Lindt & Sprüngli (+0,5%) wiederum hätten sich nach der jüngsten Schwäche wieder stabilisiert. Dagegen neigt mit Nestlé (-0,7%) ein weiterer Nahrungsmittelhersteller unverändert zur Schwäche.
In den hinteren Reihen setzen die Anteile von Barry Callebaut (+1,0%) nach dem Kurseinbruch vom Vortag (-13%) nach Zahlenvorlage zu einer leichten Gegenbewegung an, heisst es weiter.
Noch deutlicher ziehen Ems Chemie (+4,1%) an. Das Unternehmen hat im ersten Halbjahr zwar weniger Umsatz als erwartet erzielt. Dagegen wurden bezüglich Profitabilität die Schätzungen übertroffen.
Zu den gesuchten Aktien zählen ausserdem Flughafen Zürich (+1,9%), dies nach starken Verkehrszahlen.
pre/hr