DARMSTADT (awp international) - Der Darmstädter Merck-Konzern hat im Konflikt um Pharmazölle ein Abkommen mit der Trump-Regierung geschlossen. Die US-Tochter EMD Serono werde künftig In-vitro-Fertilisations-Therapien, also Behandlungen für künstliche Befruchtungen, deutlich günstiger anbieten, teilte das Dax -Unternehmen mit. Merck-Aktien schnitten am Freitag mit leichten Verlusten besser ab als der sehr schwache Leitindex Dax .
Im Gegenzug würden pharmazeutische Produkte und Inhaltsstoffe von EMD Serono von Pharmazöllen gemäss dem US-Gesetz Section 232 befreit, erklärte Merck weiter. Bedingung ist, dass das Unternehmen in die biopharmazeutische Produktion und Forschung in den USA investiert.
Konkret sollen die Merck-Fruchtbarkeitsmedikamente Gonal-F, Ovidrel und Cetrotide ab Anfang 2026 über den von Trump geplanten Direktvertrieb "TrumpRX" für Verbraucher erhältlich sein. Würden alle drei Therapien kombiniert, bekämen Patienten einen Rabatt von 84 Prozent auf die Listenpreise. Die Initiative solle mehr als zehn Millionen amerikanische Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch unterstützen.
US-Markt für Merck von grosser Bedeutung
Der US-Markt ist für Merck wie für viele Pharmaunternehmen enorm wichtig. In den USA erzielte der Konzern 2024 gut ein Viertel seines globalen Jahresumsatzes. In den Vereinigten Staaten beschäftigt Merck rund 14.000 Menschen an über 70 Standorten, mehr als am Hauptsitz in Darmstadt.
"Wir sind in den USA mit allen drei Unternehmensbereichen stark vertreten, was sich auch in der beträchtlichen Mitarbeiterzahl in diesem wichtigen Markt widerspiegelt", sagte Merck-Chefin Belen Garijo. Man sei entschlossen, die Präsenz durch die Herstellung von Fruchtbarkeitsmedikamenten auszubauen. Merck will zudem für sein Fruchtbarkeitsmedikament Pergoveris eine US-Zulassung beantragen.
Merck ist ein führender Hersteller von Medikamenten zur Kinderwunschbehandlung und erzielte in dem Bereich 2024 einen Umsatz von gut 1,5 Milliarden Euro. In den USA liegt Merck zufolge bei jedem achten Paar eine Fruchtbarkeitsstörung vor, künstliche Befruchtungen sind aber teuer.
Pharmabranche unter Druck von Trump
Zuletzt hatten schon die Pharmakonzerne Astrazeneca und Pfizer Deals mit der Trump-Regierung geschlossen. Präsident Donald Trump sind die hohen Arzneipreise in den USA schon länger in Dorn im Auge - sie liegen deutlich über denen in Europa. Er hat wiederholt Preissenkungen von der Pharmabranche gefordert. Mehrere Pharmakonzerne, darunter Roche , Novartis und Sanofi , hatten unter dem Druck von Trump Milliarden-Investitionen in den USA angekündigt.
Zuletzt hatte Trump mit Pharmazöllen von 100 Prozent auf Markenarzneien und patentierte Medikamente ab 1. Oktober gedroht. Kurz vor der angepeilten Einführung hiess es aus US-Regierungskreisen, dass die EU davon verschont bliebe. Auf EU-Importe werde weiter ein Zoll von 15 Prozent erhoben./als/DP/jha